Schüttet euer Herz aus

Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen. (Joh. 7:38)

Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht. (Psalm 62: 8)

Ihr, denen er seine Liebe geoffenbart hat, laßt auch euer Inneres vor ihm offenbar werden. Er hat sich euch ganz hingegeben; haltet ihr nun auch nichts vor ihm zurück. Wie wenn man ein volles Gefäß umkehrt und ausschüttet, so laßt eure innersten Gedanken, eure tiefsten Wünsche, eure geheimsten Kümmernisse, eure verborgensten Sündenschmerzen sich wie Wasser ergießen in seiner heiligen Gegenwart. Verberget nichts vor ihm; ihr könnt ja doch nichts vor ihm verhüllen.

Entladet eure Seele vor dem HERRN; er sei euer rechter Beichtvater, er allein kann euch ja auf euer Bekenntnis hin wirklich absolvieren. Wollten wir unsern Kummer für uns behalten, so hieße das nichts anderes, als einen Haufen Elend aufstapeln. Dämmst du den Strom ein, so wird er nur anschwellen und desto schrecklicher durchbrechen; läßt du ihm aber sein richtiges Bett, so fließt er ruhig dahin und stiftet keinerlei Schaden. Wir bedürfen herzinniger Sympathie; schütten wir Jesus unser Herz aus, so finden wir bei ihm eine Teilnahme, die ebenso wirksam wie aufrichtig, ebenso tröstend wie belebend und erhebend ist.

Es ist, wie jemand bemerkt, eine üble Gewohnheit unserer Natur, auf den Zaum zu beißen und unsern Kummer verdrießlich in uns zu verbergen; eine begnadigte Seele überwindet aber diesen bösen Hang und leert ihre Sorgen und Kümmernisse im Gebet vor dem HERRN aus.

– Charles Haddon Spurgeon

Fehlet euch etwas, wohlan, da ist guter Rat, schüttet euer Herz vor ihm aus, klagt’s nur frei, verberget ihm nichts. Es sei, was es wolle, so werft’s mit Haufen vor ihn, als wenn ihr euer Herz einem guten Freunde ganz und gar eröffnet. Er hört’s gerne, will auch gerne helfen und raten.

Scheuet euch nicht vor ihm und denket nicht, es sei zu groß oder zuviel. Getrost heraus, und sollten’s eitel Säcke voll Mangel sein. Alles heraus, er ist größer und vermag und will auch mehr tun, denn unsere Gebrechen sind. Stückelt’s ihm nur nicht, er ist nicht ein Mensch, dem man könnte zuviel Betteln und Bitten vortragen.

Je mehr du bittest, je lieber er dich höret. Schütte nur rein und alles heraus, tröpfle und zipple nicht. Denn er wird auch nicht tröpfeln und zippeln, sondern mit Sintflut dich überschütten.

– Martin Luther