Gottes Nähe ist kostbar

Der Herr , mein Gott, erhellt meine Finsternis. (Psalm 18: 29 Elberfelder)

Mir aber ist die Nähe Gottes köstlich. (Psalm 73: 28 – Schlachter)

… das bekennt Asaph als seinen letzten, tiefsten Trost angesichts des sichtbaren Wohlergehens des Gottlosen in dieser Welt. Nur im Heiligtum, in Gottes Nähe, werden die Dunkelheiten seiner äußeren Erfahrungswelt für ihn erträglich.

Aber was ist mit den Dunkelheiten in ihm – in mir! – selbst? Sind sie nicht der Grund, warum die Nähe Gottes mir eigentlich verwehrt ist? Wohnt Er nicht in einem Licht, da niemand hinzutreten kann (1Tim6,16)? Wußte Asaph nichts von dieser Dunkelheit in ihm – so wie David es wußte, der sich von Gott nicht nur aus den äußeren Finsternissen herausgerettet wußte, die er in Psalm 18 beschreibt?

Asaph, wie David oder Micha (7,18), wußte um die Gnade der Vergebung, die ihm erlaubte, immer wieder – aus jeder Finsternis – in die Nähe Gottes zu flüchten. Sie alle konnten aber nur ahnen, daß Gott selbst diese Nähe zu seinen gefallenen Geschöpfen sucht – und wie unbegreiflich kostbar Ihm diese Nähe zu uns ist. Den Preis, den Er zu zahlen bereit war, um die Finsternis unserer Sündennacht durch Sein Licht zu vertreiben, werden wir voll erst – vielleicht – in der Ewigkeit erfassen können.

Das Licht, das die heidnischen Magier nach Judäa und das die als verlorene Sünder geächteten Hirten zur Krippe führte, war nur ein vorweggenommener Abglanz. Es war Widerschein desjenigen Lichtes, das vom Kreuz aus die grenzenlose Tiefe der Finsternis ausleuchtete, in der wir gefangen sind. Die Niedrigkeit in der Krippe ließ aber auch schon den grenzenlosen Willen Gottes aufleuchten, dieses Hindernis für die Gemeinschaft zwischen Ihm und uns aus der Welt zu schaffen.

Unsere Sprache hat kein wirklich zutreffendes Wort für dieses Wesen Gottes, das bereit war, in Jesus Teilhaber unserer Finsternis zu werden und damit gleichzeitig am Kreuz die Trennung zu durchleiden, die die Unvereinbarkeit Seiner Heiligkeit mit unserer Finsternis erzwingt. Wenn uns Johannes diesen Kern des Wesens Gottes offenbart mit den Worten „Gott ist Liebe“, dann kann unser in sich verkrümmtes Herz den Inhalt dieser Worte nur ahnen, wenn es das Licht einläßt, das von Golgatha aus die Welt erhellt.

Wirklich „erkennen“ werden wir ihn erst im neuen Jerusalem, wo jede Spur der Finsternis im Lichte der ungetrübten Gemeinschaft mit Gott und dem Lamm verflogen sein wird. Wenn Gottes Schöpfungsabsichten zum Ziel gekommen sind, daß wir Seinem Ebenbild – d.h. Jesus! – gleich sein werden, dann werden die Worte Asaphs ungebrochene, dauerhafte Wirklichkeit sein.

– RF