Auf ewig bei dem Herrn

HErr GOtt, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge worden und die Erde und die Welt geschaffen worden, bist du, GOtt, von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Psalm 90:1-2 )

Darin jubelt ihr, … in der Offenbarung Jesu Christi; den ihr liebt, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt; an den ihr glaubt, obwohl ihr ihn jetzt nicht seht, über den ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude jubelt; (1. Petrus 1:6-8 )

„Wir werden bei dem Herrn sein für immer (1Thess4:17)“ – das ist Sinn und Ziel unseres Lebens. Dazu sind wir geschaffen. „Selige Geschöpfe“ sollen wir sein, Geschöpfe ganz eingehüllt in sein Licht (seine ‘doxa‘, seine Herrlichkeit). Daß wir diesen Punkt doch mit allem Nachdruck betonen! Um das „Bei-Jesus-Sein“ geht es; dies ist „das Eine“, und in diesem Einen ist alles andere ‘eingepackt‘ – goldene Gassen, Perlentore, Edelsteinmauern, Lebensbaum … – und auch unsere Lieben!

Dies „ZUERST CHRISTUS“ muß Leitmotiv und Maß aller unserer Zukunftserwartungen sein, aller sogenannten Eschatologie. Es geht da nicht um „Letze Dinge“ (Fragen der Entrückung oder des Tausendjährigen Reiches oder der Vorzeichen des Endes); es geht um „Den Letzten“, der zugleich „Der Erste“ ist, um den Lebendigen Gott und sein Heil. Ewigkeit ist für uns Christen nicht das Verschmelzen mit dem „Ur-Einen“, das Ein- und Aufgehen der Bäche im Meer (wie es die östlichen Religionen lehren und die New-Age-Bewegung es nachspricht); es geht um „communio“, um personhafte Gemeinschaft im bleibenden Gegenüber, wie es Kierkegaard auf seinem Grabstein ersehnt:

Noch eine kleine Zeit
so ist’s gewonnen,
so ist der ganze Streit in nichts zerronnen.
Dann werd‘ ich laben mich an Lebensbächen
und ewig, ewig Jesus sprechen.

Für diese „communio“ ist uns der Mund geschaffen. Damit wir ihn einmal schauen, dafür hat Gott das Auge geformt. Was das AT, z.B. Moses (2Mos33:17-23), ersehnt, kann jetzt aber noch nicht erfüllt werden. Das ist Inbegriff der Auferweckungshoffnung (Hiob 19:25-27). Wir werden ihm gleich (ähnlich) sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist (1Joh3:2).

Aber lockt uns das wirklich –„Gott-schauen“, „Jesus-sprechen“? Schrecken uns Hölle, Verdammnis als Ausschluß von diesem Schauen, von diesem Gespräch? Das kann eine Testfrage für unseren Glauben sein. Bedeutet uns diese „Kommunikation mit Jesus“ heute schon alles? Sind das die glücklichsten, reichsten, reinsten Stunden, die eigentlichen „Hoch-Zeiten“, wenn uns Jesus in seinem Wort anspricht, wenn wir uns ihm im Gebet zusprechen, uns ihm „verloben“ dürfen? Nicht unsere Aktivitäten für Jesus, nicht unsere Anschauungen über Jesus, nicht unsere Erfahrungen mit Jesus, nicht unser Mühen um Jesus sind der Maßstab. „Hast du mich lieb“, so lautet die Testfrage an den schuldig gewordenen Petrus – und an mich!

– RF nach Siegfried Kettling, Du gibst mich nicht dem Tode preis, Brockhaus Verlag, 1989, 123-125