Konflikte gewinnen

Wenn aber dein Bruder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er aber nicht, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht. Hört er aber auf diese nicht, so sage es der Gemeinde.

Jesus Christus, Matthäus 18,15-17

Konflikte sind uns im menschlichen Umgang miteinander wohl vertraut. Das Wort „Konflikt“ kommt von lat. „confligere“, was so viel wie „zusammen stoßen“ bedeutet. Konflikte resultieren letztendlich aus der Tatsache, das wir auf Erden niemals vollkommen sind. Sie sind daher normal.

Auch in der Gemeinde stoßen wir manchmal zusammen. Jeder kann einem Anderen durch seine Worte oder sein Verhalten einen „Anstoß“ bereiten. Wenn ich mich über Jemanden ärgere, bin ich offensichtlich von ihm angestoßen worden. Jesus drückt es sogar so hart aus: Dein Bruder hat an dir gesündigt!

Wie sollen wir nun einen solchen Konflikt lösen? Jesus gibt uns zum Glück eine klare Anweisung:  Weise deinen Bruder zurecht, d.h. redet miteinander unter vier Augen! Benennt die Sache, und räumt sie aus! Dann habt ihr beide gewonnen. Dann war der Konflikt sogar nützlich: ihr habt etwas daraus gelernt!

Aber das kostet etwas: nämlich Mut und Überwindung, den Anderen darauf anzusprechen. Ja, Konfliktgespräche sind selten angenehm. Erst wenn das nichts bringt, dann hole dir Hilfe von Anderen. Nur im äußersten Fall, also wenn auch eine Vermittlung nichts hilft, bringe es in die Öffentlichkeit, also vor die Gemeinde. So wäre es richtig!

Das wissen wir im Grunde alles, und doch machen wir es oft genau umgekehrt: Anstatt zuerst mit dem zu reden, der die Ursache des Anstoßes war, bringen wir es lieber gleich vor die Gemeinde. Wir reden zuerst mit Dritten über den Anderen, natürlich nur im Vertrauen. Warum? Wir suchen nicht eine Klärung des Konflikts, sondern eine Bestätigung, dass wir im Recht sind und der Andere im Unrecht. Ja, er hat gewiss große geistliche Probleme, eine unbewältigte Vergangenheit und braucht dringend Seelsorge!

Aber was wird dadurch geklärt? Nichts! Was ist die Folge davon? Klatsch, Tratsch und im schlimmsten Fall die Ausweitung des Konflikts auf die Gemeinde. Am Ende haben alle verloren!

Dieses Verhalten ist zerstörerisch: Es vervielfältigt den Anstoß, anstatt ihn zu beseitigen. Ja, auch das ist Sünde! Warum redest du nicht zuerst mit dem, den es betrifft? Falls du es nicht kannst, warum redest du nicht wenigstens mit einem Ältesten und bittest ihn um Unterstützung bei der Klärung der Sache? Ach, es ist doch nicht der Rede wert, deswegen einen solchen Aufruhr zu erzeugen. Aber was erzeugt hier eigentlich den Aufruhr?

Nehmen wir doch lieber die Gewinnerstraße, die der Herr Jesus uns zeigt!

– AB